Bedeutungen des Pilotprojekts für die Digitalisierung

Das Pilotprojekt nimmt eine zentrale Stellung bei den Anstrengungen die Digitalisierung von Produktionsprozessen ein. Neben der Überprüfung der Machbarkeit stehen auch weiche Faktoren wie die Akzeptanz und die Kommunikation auf dem Prüfstand. In diesem Beitrag beleuchten wir die technologische, menschliche und organisatorische Bedeutung des Pilotprojekts für die Digitalisierung des Produktionssystems.

Technische Perspektive auf das Pilotprojekt

Bevor das Pilotprojekt starten kann, wurden bereits zentrale Entscheidungen innerhalb der Digitalisierungsinitiative getroffen und Konzepte erarbeitet. So gibt es wahrscheinlich eine Roadmap für die Funktionen, es wurde eine Software-Auswahl getroffen und es wurde ein Projektteam aus internen und externen MitarbeiterInnen zusammengestellt.

Aus technischer Perspektive dient das Pilotprojekt dazu, die getroffenen Hard- und Software-Entscheidungen zu überprüfen. Die Infrastruktur (z.B. Server, Netzwerkverbindungen, Endgeräte) wird zunächst auf die Anforderungen des Pilotbereichs abgestimmt. Da nicht das gesamte Produktionssystem angeschlossen werden muss, können so zunächst Kosten gespart werden.

Durch den Einsatz der Software wird ihre Eignung unter realen Bedingungen überprüft. Dabei spielen Faktoren wie die Funktionalität, Bedienbarkeit, Verlässlichkeit, Sicherheit und die Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle. Zudem werden die Anpassungen an die eigene Produktion und eigenen Prozesse überprüft.

Ein weiteres wichtiges Kriterium, das im Rahmen des Pilotprojekts entwickelt und getestet werden muss, ist die Funktionalität der Schnittstellen zu anderen IT-Systemen, die innerhalb des Produktionssystems eingesetzt werden. Probleme beim Zusammenspiel der IT-Systeme sind häufig und behindern den effizienten Einsatz unterschiedlicher Werkzeuge meist massiv. Dann müssen im Produktionsprozess zum Beispiel Daten von einem System ins andere übertragen werden. Dies ist einer der unnötigsten Verschwendungen, die es in der Produktion geben kann.

Durch die technische Validierung des Digitalisierungsvorhabens wird das Risiko für Fehlinvestitionen und Hard- und Software gesenkt.

Menschliche Perspektive auf das Pilotprojekt

Diese technische Bedeutung des Pilotprojekts ist ein wichtiges Bewertungskriterium, sie geht aber mit der Betrachtung der Auswirkungen des Pilotprojekts nicht weit genug. Das Pilotprojekt übt auch enormen Einfluss darauf aus, wie das Digitalisierungsteam arbeitet, wie die Initiative im restlichen Unternehmen wahrgenommen wird und ob sie akzeptiert und aktiv unterstützt wird und welche wirtschaftlichen Erfolge kurzfristig erzielt werden können.

Der Auf- bzw. Ausbau der Digitalisierung in Ihrer Produktion wird von vielen Ihrer MitarbeiterInnen erwartet, ob im positiven oder negativen Sinne. Mit dem Pilotprojekt wird Ihre Initiative im Produktionssystem erstmals sicht- und erfahrbar. Dementsprechend werden Ängste, Wünsche und Hoffnungen in Bezug auf die Entwicklung des Arbeitsplatzes auf das Pilotprojekt projiziert. Hier gilt es festzustellen, mit welchen Widerständen im Rahmen des Pilotprojekts aber auch des späteren Roll-Outs gerechnet werden muss, wie bestimmte Anspruchsgruppen (z.B. Betriebsräte, Führungskräfte) auf die Initiative reagieren und wie mit diesen umgegangen wird.

Welche Unterstützungsangebote für die betroffenen Mitarbeiter bereitgestellt werden sollten, ist ein weiterer Aspekt, der im Pilotprojekt überprüft und getestet werden sollte. Insbesondere IT-affine MitarbeiterInnen des Produktions- und IT-Managements vergessen häufig, dass nicht alle so vertraut im Umgang mit digitalen Werkzeugen sind wie sie.

Die Bereitschaft, eine Technologie zu nutzen, hängt wesentlich von der Einstellung gegenüber dieser ab. Insbesondere im Produktionsumfeld wird neue Technologie häufig mit Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau verbunden. Um einer ängstlichen und negativen Einstellung vorzubeugen, ist Transparenz ein wesentlicher Aspekt. Die Betroffenen sollten die Ziele und Motivation hinter der Digitalisierung verstehen. Im Pilotprojekt bietet sich die Chance, die Gültigkeit dieser Ziele unter Beweis zu stellen -- Denn Taten zeigen mehr als Worte.

Aus menschlicher Perspektive geht es also darum, zu bewerten, inwieweit die Software von den MitarbeiterInnen aktiv genutzt wird, wie die Einstellung gegenüber der Digitalisierungslösung ist und beeinflusst werden kann und wie Ängste abgebaut werden.

Organisatorische Perspektive

Auch aus organisatorischer Perspektive bietet das Pilotprojekt zur Digitalisierung des Produktionssystems eine Reihe interessanter Fragestellungen. Die wichtigste ist, ob das Projektteam der Digitalisierungsinitiative richtig aufgestellt ist. Dazu gehört einerseits, ob die richtigen Kompetenzen und ausreichend Ressourcen verfügbar sind. Zudem ist die Frage nach der Managementunterstützung wesentlich. Wenn dies nicht der Fall ist, wird die Umsetzung der Digitalisierung länger dauern, die Akzeptanz innerhalb des Produktionssystems wird nicht so hoch sein und dementsprechend wird der wirtschaftliche Erfolg gefährdet.

Damit die Digitalisierung die gewünschten Effekte erzielt, müssen die erfassten Daten genutzt werden, um die Effizienz der Produktionsprozesse zu erhöhen. Im Rahmen des Pilotprojekts muss bewertet werden, wie und von wem die erfassten Daten ausgewertet und bereitgestellt werden, welche Zielseztungen bestehen und ich welchem Rahmen mit Abweichungen vom Ziel umgegangen wird. Es muss also ein Managementprozess implementiert bzw. angepasst werden. Ansonsten kann es dazu kommen, dass die Erfassung und Nutzung der Daten nicht ausreichend eingefordert und die Potenziale ungenutzt bleiben.

Aus organisatorischer Sicht ist das Pilotprojekt also vor allem dazu da, den Prozess der Digitalisierung und der angrenzenden Managementprozesse auszuprobieren.

Zusammenfassung

Nach Abschluss des Pilotprojekts sollten mindestens diese Fragen beantwortet sein:

  • Technische Perspektive
    • Ist die Infrastruktur (WLAN, Endgeräte) geeignet?
    • Entspricht die Software den Anforderungen?
    • Funktionieren die Schnittstellen zu anderen Systemen?
  • Menschliche Perspektive
    • Wird die Software genutzt?
    • Wer ist Ansprechpartner bei Fragen rund um den Umgang mit Daten (insb. personenbezogenen Daten)?
    • Kennen die "Betroffenen" die Zielsetzung hinter der Datenerfassung?
    • Welche Unterstützungs-/Schulungsangebote müssen gemacht werden?
  • Organisatorische Perspektive
    • Sind im Digitalisierungsteam die richtigen Kompetenzen vertreten?
    • Ist die Unterstützung des Managements ausreichend?
    • Wie werden die Daten validiert, analysiert und bereitgestellt?
    • In welchen Prozessen werden die Daten genutzt?

Es empfiehlt sich, diese Fragen in einem Abschlussworkshop gemeinsam mit den unterschiedlichen Anspruchsgruppen der Digitalisierungsinitiative zu beantworten und zu erörtern. Dadurch kann die Akzeptanz des Wandels erhöht werden und die nächsten Schritte der Ausweitung können begünstigt werden.

Sie wollen den Auf- und Ausbau Ihrer Digitalisierung vorantreiben und wünschen Hilfestellungen bei der Auswahl des richtigen Pilotprojekts und wollen dies unabhängig begleiten lassen? Kontaktieren Sie uns gerne!