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Die Probleme bei der Digitalisierung

Die Digitalisierung von Produktionsprozessen ist eines der meistbesprochen Themen in der Industrie. Wir haben die Vorteile der Digitalisierung hier besprochen. Es ist notwendig, auch die Probleme, die bei der Digitalisierung auftreten können, gründlich zu durchdenken und in die Planung von Digitalisierungsprojekten einzubeziehen. Denn nicht umsonst scheitern IT- und Digitalisierungsprojekte immer wieder.

Negative Einstellung gegenüber der Digitalisierung

Fabriken bestehen nicht nur aus Gebäuden, Maschinen und Arbeitsanweisungen. Die Produktion funktioniert nur, wenn Menschen die Fabriken zum Leben erwecken. Gleiches gilt für die Digitalisierung. Eingabeterminals, Softwareanwendungen und Datenbanken sind zunächst nur Werkzeuge, die von MitarbeiterInnen in der Produktion bedient, genutzt und ausgewertet werden müssen.

Die beste Software trägt nicht zur Verbesserung der Wettbewerbsposition bei, wenn sie nicht genutzt wird. Ob und wie diese genutzt wird, hängt im hohen Maße von der Einstellung der MitarbeiterInnen gegenüber der Software ab.

Ursachen für negative Einstellungen gibt es viele und diese sind sehr individuell. Daher werden wir hier nur auf einige Beispiele eingehen.

Misstrauen

In jedem Unternehmen gibt es eine Hierarchie, Zielvorgaben und Erwartungen an die untergordneten Organisationeinheiten. Wenn es zu dem Eindruck kommt, dass die Digitalisierung genutzt wird, MitarbeiterInnen zu überpüfen und das Verhalten zu überwachen oder aber durch die Nutzung der Software persönlich Nachteile entstehen könnten, führt dies sehr schnell zu einer ablehnenden Haltung gegenüber der Software. Das soziale Gebilde innerhalb der Produkion kann nachhaltig gestört werden.

Angst vor Veränderung und unzureichender Kompetenz

Wir leben in einer Gesellschaft, die immer älter wird und sich rasant entwicklt. Vor 30 Jahren waren Computer noch Raritäten, heute hat jeder ein Smartphones in der Tasche. Nicht jeder, der heute in Fabriken arbeitet, ist diesen Entwicklung mitgegangen. Produzierende Unternehmen sind ein Abbild der Gesellschaft und auch hier gibt es neben MitarbeiterInnen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, MitarbeiterInnen, denen Computer fremd sind und die weder Abläufe noch Hintergründe von IT-Systemen verstehen. Daraus entwickeln sich häufig Ängste, ob die eigenen Fähigkeiten noch benötigt werden, man sich in der digitalisierten Arbeitswelt einfinden kann und der eigene Arbeitsplatz und Status noch sicher ist.

Zusätzlicher Aufwand

Die Erfassung von Daten im Prozess ist häufig zunächst einmal mehr Aufwand für diejenigen, die die Prozesse durchführen. Zusätzlicher Aufwand ist für Menschen grundsätzlich negativ und kann zu Vorbehalten gegen die Digitalisierung führen.


Negative Einstellung gegenüber der Digitalisierung der Produktion führt schnell dazu, dass die Software nicht genutzt wird. Wenn dadurch Digitalisierungsprojekte scheitern, sind Zeit und Geld verschwendet und für den nächsten Versuch sind deutlich höhre Aufwände notwendig, um negativen Erfahrungen wieder zu beheben.

Über Monolithen, Prozesse und Lock-In

Bei der Erarbeitung einer neuen Digitalisierungsstratgie stellt sich nach der Ist-Aufnahme und der Definition der Ziele schnell die Frage, wie und mit welchen Partner die Strategie umgesetzt werden soll. Die Vision der digitalisierten Fabrik setzt voraus, dass alle Systeme miteinander kommunizieren, Daten austauschen und Ergebnisse teilen können.

Daher ist es verlockend, das Gesamtsystem von einem einzigen Anbieter zu beziehen. Bei diesem Monolithen kann man davon ausgehen, dass die einzelnen Module, die dieser Anbieter bereitstellt, aufeinander abgestimmt sind und Daten zwischen den Modulen ausgetauscht werden können und die Schnittstellen aufeinander abgestimmt sind. Dementsprechend wird der Aufwand bei der Einführung geringer eingeschätzt.

Nach einer anfänglichen Euphorie und großen Visionen, welche Prozesse in Zukunft besser und einfacher werden, kommt das Digitalisierungsprojekt häufig ins Stocken. Denn das Customizing, also die Anpassung der Softwareanwendung an die eigenen Prozesse, stellt sich häufig als deutlich aufwändiger und schwieriger heraus, als zunächst angenommen.

Es gibt mehrere Gründe, die das Customzing erschweren:

  • Dadurch, dass der Softwarehersteller die Software für eine große Kundengruppe hergestellt hat, sind die Schnittstellen zwischen den Modulen weitreichend und für Außenstehende kaum überschaubar. Dadurch haben Anpassungen Einflüsse auf andere Module, die wieder neuen Aufwand nach sich ziehen.
  • Bei der Verwendung von Standardsoftware werden die Prozesse, die es im Unternehmen gibt, häufig nicht ausreichend analysiert und neu gestaltet.

Wenn die Softwareeinführung erfolgreich abgeschlossen sein sollte, kommt es bei der Nutzung und Anpassung von Monolithen häufig zu weiteren Problemen, auf die wir im nächsten Abschitt eingehen werden.

Es ist niemals genug

Die Aufgabe des Produktionsmanagements ist zum Einen die Produktion immer wieder auf neue Rahmenbedingungen einzustellen und zum Anderen neue Anfroderungen zu erfüllen und die Effizienz immer weiter voranzutreiben. Hier kann die Digitalisierung wichtige Methoden und Werkzeuge bereitstellen. Häufig ist im Produktionsmanagement der Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) etabliert, in dem immer neue Lösungen ausprobiert werden und die Ergebnisse der Experimente in Standards überführt werden.

Die Digitalisierung kann bei diesen Experimenten Ihre Vorteile voll ausspielen, denn durch die Datenspeicherung und die umfangreichen Analysemöglichkeiten ergeben sich bessere Aussagen über die Wirksamkeit von Experimenten und damit kürze Zyklen innerhalb des KVP. Problematisch wird es, sobald das IT-System die Daten, die für die Experimente benötigt werden, nicht zur Verfügung stellen kann. Dies führt zu einer gerinigeren Akzeptanz des IT-Systems und macht die Arbeit des Produktionsmanagements ineffizient.

Ein weiteres Problem entsteht, wenn es an die standardisierte Nutzung des gewonnen Wissens geht. Bei der Verwendung eines Monolithen (siehe oben) sind Anpassungen häufig teuer, dauern lange oder sind vielleicht gar nicht möglich. Die ProduktionsmanagerIn hat nun zwei Optionen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Entweder führt sie den neuen Prozess ohne ausreichende Unterstützung des IT-Systems ein (gerne werden hier Papierformulare oder Exceltabellen mit Makros genutzt) und versucht auf der langen Liste der IT-Projekte einen Platz für die Anpassungen zu ergattern oder sie verwirft den neuen Prozess.

Wenn der neue Prozess verworfen wird, bleibt der Prozess ineffizient und die Wirksamkeit des KVP wird infrage gestellt. Langfristig hat dies negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Produktion und steht dementsprechend gegen die Ziele des Produktionsmanagements. Dementsprechend wird häufig der andere Weg gewählt und ein Bypass zum bestehenden IT-System eingeführt.

Der entscheidende Punkt am Kontinuierlichen Verbesserungsprozess ist nun, dass er kontinuierlich ist. Kurze Zeit nachdem sich der Prozess mit dem Bypass etabliert hat, wird wieder experimentiert, welche Möglichkeiten zur Verbesserung bestehen. Dabei wird bereits auf die Daten, die nicht mehr im IT-System vorhanden sind, zurückgegriffen und die Datenerfassung und -auswertung weiterentwickelt. Daraus entsteht ein Teufelskreis, bei dem das eigentliche IT-System immer weiter hinter den Anforderungen der Produktion zurückfällt. Die Vorteile vernetzter Daten, die einfach analyisierbar und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden können, sind damit nicht mehr nutzbar.

Zusammenfassung

Auch wenn sich diese Problemauflistung so liest, als sei die Digitalisierung der Produktion keine gute Idee, sind wir der Überzeugung, dass es alternativlos ist, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen. Anderfalls ist die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ernsthaft gefährdet. Probleme und Risiken gibt es bei jeder Veränderung, jedem neuen Prozess und jeder neuen Maschine. Man muss sie nur erkennen und passende Lösungen entwickeln. Diesen Lösungen widmen wir uns auf der nächsten Seite.

Sie wollen die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen vorantreiben und die suchen Lösungen für die beschriebenen Probleme? Wir bieten Ihnen ein umfangreiches Beratungsangebot an. Kontaktieren Sie uns gerne.