Leistungsmessung in der Produktion mit KPIs
Key Performance Indicatoren (KPIs) sind ein wesentliches Mittel zu Steuerung von Produktionsprozessen und deren Verbesserung. Sie ermöglichen nicht nur, einen schnellen Überblick über den aktuellen Leistungsstand innerhalb der Produktion, sondern ermöglichen auch eine langfristige Entwicklung und treiben den kontinuierlichen Verbesserungsprozess maßgeblich.
In diesem Beitrag gehen wir auf KPI als solche ein. Woher kommt der Begriff, was messen sie und wie identifiziert man die wichtigsten KPIs?
Die entscheidende Frage: Was ist Leistung?
Key Performance Indicators (KPI, deutsch auch Leistungsindikatoren) sind Kennzahlen, die die Leistung eines Betrachtungssystems anzeigen. Aber was bedeutet Leistung im Produktionssystem überhaupt?
Der Leistungsbegriff in der Produktion hat sich im historischen Verlauf stark gewandelt. Vor der Industrialisierung fand die Produktion in Manufakturen und Werkstätten statt. Hier lag der Fokus auf der Qualität der erzeugten Produkte. Durch den Taylorismus und den Beginn der Industrialisierung verschob sich das Ziel unternehmerischen Handels auf die Erreichung maximaler Produktivität. Die relevanten Kenngrößen zu dieser Zeit waren Mitarbeiterproduktivität und Maschinenauslastung. In den 1980er Jahren wandelte sich der Produzenten- zu einem Konsumentenmarkt. Dies erforderte ein breiter gefasstes Verständnis der Zielsetzungen unternehmerischen Handelns.
Heute sind die Ansprüche, die an eine Produktion gesetzt werden, so vielfältig wie noch nie. Der Klimawandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erfordert einen neuen Fokus auf die Nachhaltigkeit von Produktionsprozessen, weltweit vernetzten Supply Chains erfordern Informationsaustausch entlang der Wertschöpfungskette und der steigende Wettbewerbsdruck erfordert stetige Erhöhung der Effizienz und die Umsetzung von Innovationen.
Leistung anhand der Ansprüche von Stakeholdern ableiten
All diese Ansprüche werden implizit oder explizit an Produktionsunternehmen und das Produktionssystem gestellt. Es ist aber nicht möglich, sie isoliert zu betrachten, denn sie beeinflussen sich gegenseitig. Um die Ansprüche zu identifizieren, lohnt es sich, diejenigen zu betrachten, die diese Ansprüche stellen. Die Abbildung zeigt eine Auswahl der Stakeholder eines Produktionsunternehmens.
Die Erfüllung der Ansprüche dieser unterschiedlichen Gruppen ist die Leistung des Produzenten.
Natürlich haben die Ansprüche unterschiedliche Wertigkeiten auf den Produzenten. Zum Beispiel sind die Erfüllungen behördlicher Anforderungen höher einzustufen als die Wünsche der Nachbarschaft, denn sie betreffen den Fortbestand des Unternehmens unmittelbar. Die beiden wesentlichen Anspruchsgruppen des Produzenten sind aber die Kunden und die Eigentümer.
Bei den Kunden kann grundsätzlich angenommen werden, dass ein großer Teil ihrer Zufriedenheit mit dem Produktionssystem von diesen Faktoren abhängt:
- Qualität der gelieferten Produkte
- Einhaltung der Liefertermine
- Preis der Produkte
Obwohl diese Ansprüche als allgemeingültig angesehen werden können, bietet der Kontakt zum Kunden die Möglichkeit weitere Ansprüche zu identifizieren. Das Wissen über diese, kann die Kundenzufriedenheit deutlich erhöhen und bietet die Möglichkeit, Weiterentwicklungen und Innovationen zu fördern.
Der Anspruch der Eigentümer:innen ist im Allgemeinen, dass mit möglichst geringem Ressourcenverbrauch maximaler Ertrag generiert wird. In vielen Unternehmen ist der Vertrieb als Ort, wo der Ertrag erhalten wird, und die Produktion, wo die Ressourcen investiert werden, organisatorisch getrennt. Dementsprechend ist der Anspruch an die Produktion, den notwendigen Ressourceneinsatz so gering wie möglich zu halten.
Ableitung der Ziele und KPI
Die Systematik mit der Identifizierung von Stakeholdern und derer Ansprüche lässt sich auf der Ebene von Organisationseinheiten und Arbeitssysteme fortführen. Dann wird beispielsweise der Nachfolgeprozess als Kunde mit entsprechenden Ansprüchen gesehen oder die Werksleitung als Vertreter der Eigentümer:innen.
Nachdem die Ansprüche der unterschiedlichen Gruppen identifiziert wurden, können daraus Ziele abgeleitet werden. Die Abbildung zeigt ein Beispielprozess mit einigen Ansprüchen, die an den Prozess gestellt werden.
Aus diesen Ansprüchen können nun Ziele abgeleitet werden, zum Beispiel dass der Supermarkt zum Nachfolgeprozess wieder aufgefüllt wird oder dass Verschwendungen aufgrund von Stillständen, verringerter Geschwindigkeit oder mangelhafter Qualität minimiert werden. Aus diesen Zielsetzungen für den Prozess werden die KPIs abgeleitet.
Man geht also davon aus, das der Nachfolgeprozess zufrieden ist, wenn der Performance Indicators Anteil Stillstand wegen fehlendem Material mindestens auf einem vorher definierten Niveau liegt. Bezogen auf die Eigentümer:innen kann man annehmen, dass sie bei Erreichung eines geplanten OEEs zufrieden sind. Dies sind also die Indikatoren, die in diesem Beispiel die Erfüllung der Ansprüche und damit die Leistung anzeigen.
Zusammenfassung
In diesem Beitrag haben wir uns mit KPI in der Produktion beschäftigt. KPI hängen maßgeblich von der Leistungsdefinition des Betrachtungssystems zusammen und objektivieren die Annahmen, die über die Zufriedenheit der unterschiedlichen Anspruchsgruppen getroffen werden.
Wie oben bereits erwähnt, werden an Produktionssysteme und einzelne Arbeitsplätze häufig ähnliche Anforderungen gestellt. Daher werden häufig Zielsysteme wie das SQCDP angewendet. Obwohl es eine Reihe von Standard-KPIs für die Bewertung der Leistung von Produktionssystemen gibt, ist die individuelle Auseinandersetzung mit den Anspruchsgruppen und deren Anforderungen sehr lohnend. Denn dadurch entsteht nicht nur Verständnis für die gegenseitigen Anforderungen, aber auch für die Grenzen der Erfüllbarkeit, sondern es werden sich auch unternehmensspezifische Anforderungen und KPI herauskristallisieren, die die Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich beschreiben und beeinflussen können.
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